Zum sechsten Jahrestag des Beginns der Auseinandersetzungen um den Beckersbergring (23. Februar 2015) ein kleiner Rückblick:
Der Aufschrei war groß in den Reihen der Altmieter. Lebensentwürfe, Bedenken, aber auch Anregungen und auch durchaus positive, erwartungsfrohe Stimmen waren zu vereinen; das war spannend und ich danke allen Beteiligten für die Erfahrung, den Einsatz und den Diskurs.
Bestätigt haben sich zahlreiche Lebensweisheiten:
- Wer am lautesten schreit – ist am schnellsten weg.
- Wenn die Argumente ausgehen – wird’s meist persönlich.
- Unsere Presse ist nicht so schlimm, wie oftmals befürchtet! Gerade in der regionalen Berichterstattung waren Profis engagiert, mit hohen Standards, offenen Ohren und Augenmaß stets dabei.
- Ja, es gibt Mitbürger, die wahrlich nicht auf Rosen gebettet sind. Demut ist angebracht angesichts meist enger, wirtschaftlicher Spielräume – Krankheiten und familiären Katastrophen.
Umso erfreulicher, das auch mit vereinten Kräften, Aufwendungen für Plakate, T-Shirts und Presse/Kommunikation gemeinschaftlich gestemmt werden konnten. - Die Katze läßt das mausen nicht.
Was schon in Schenefeld für Aufruhr sorgte, wurde auch in Henstedt-Ulzburg wiederholt. Keine Lernkurve in den Reihen der Soka, traurig. - Mit dem Freitod von Dr. Uwe Barschel hatte ich meine politische Tätigkeit/Engagement aufgegeben – geändert hat sich offensichtlich wenig.
Liegt’s an Schleswig Holstein?
Ich glaube kaum.
Das in einem Bundesland, das mittlerweile hinter den „neuen (nach 30 Jahren!) Bundesländern“ in essentiellen Kennzahlen weit zurück liegt, stimmt traurig.
Negativer Höhepunkt, die telefonisch, konspirative Warnung gleich mehrerer Funktionsträger, die mich vor einer bekannten Persönlichkeit warnten, die die Gabe/Mittel/Möglichkeiten hätte, mir persönlich, meiner Familie, meinem beruflichen Vorankommen zu schaden. Das war scary, der Pate läßt grüßen… - Entgegen der Ankündigung, wurde nur minimal auf die soziale Verantwortung im Verkaufsprozess geachtet; Wenn Investoren en bloc kaufen, ist der Boden-Spekulation und der Renditeerwartung Tür und Tor geöffnet. Wir werden sehen, wie sich die – noch bezahlbare – Mietsituation für die Altmieter entwickelt. Ausstattung und Umfeld lassen auch weiterhin keinen Premium-Aufschlag zu – auch wenn die Soka als krönenden Abschluß noch auf den letzten Metern signifikante Mieterhöhungen durchpeitschen wollte…
- Als Sohn zweier Staatsdiener sage ich deutlich: Das Beamten- und Verwaltungsrecht muss dringend überarbeitet werden. Nicht nur, weil uns die Pensionszusagen in Kürze überrollen werden, sondern weil auch Leistung recht unterschiedlich daher kommt:
- Dienstaufsichtsbeschwerden – im Juristenjargon „formlos, fristlos, fruchtlos“ verspottet, müssen vernünftig, öffentlich nachvollziehbar, bearbeitet werden.
- Unterschiede in den Behörden waren signifikant; und ja, es gibt Sie, die engagiert Handelnden, die sogar Hilfestellung und wertvolle Hinweise im Behördendschungel gaben!
- Wer sich nicht bewegt – hat schon verloren.
Was sind wir belächelt, verhöhnt worden – vom ersten Tag, von gewählten „Vertretern“, die sich einmal in Ruhe Ihren Auftrag überlegen sollten (FDP! Liberalismus!); Und doch sah das Ergebnis anders aus, als alle erwartet hatten.- Vor allen Überlegungen sollte die Einhaltung geltenden Rechtes Grundlage aller Beteiligten sein. Es ist mir nach wie vor schleierhaft, wie Mieterrechte mit Füßen, unter dem Beifall der (ehemaligen) Volksparteien, getreten werden konnten. Hier dem Investor Einhalt zu gebieten, wäre die vornehmste Aufgabe der Gemeinde gewesen.
- Solidarität leben.
Henstedt-Ulzburg hat unter den Bausünden vergangener Jahrzehnte erheblich zu leiden. Wir brauchen dringend Mediatoren, die gestalterisch differierende Positionen und/oder Mehrheiten vereinen können. Es wäre dem Stadtbild zu wünschen.
Ein besonderer Dank gilt abschließend meinem kongenialen Mitstreiter, der wenige Tage vor dem Rückzug der Soka einen neuen Mietvertrag, in einiger Entfernung, unterschrieb. Deine Ideen, dein Tatendrang war Inspiration und Antrieb, Dein Dank jederzeit spürbar.
Nicht nur daher – es war mir (meist) eine Freude!
Alles Gute, herzlichst Ihr
Christian J. Engel