Rendite vor Mieterrechten, die Quittung für gemeind(e)schaftliches Versagen bekommen wir hier

Die Soka rief und alle kamen: Mit annähernd 100 Besucher war die Informationsveranstaltung im Bürgerhaus am 28. August 2016  gut besucht.

Die Soka trat mit gleich 6 Vertretern an:

Frau Stockmeier (Architektin), Herr Loff (Immobilien Management), Herr Schneider (Asset Manager), Frau Siemers, Herr Schröder und Frau Eggers (Zweigstelle Pinneberg).

In einem engagierten Vortrag schilderte Herr Schneider die Problemfelder der Soka und deren Gesellschafter, die keine Gewinnerzielungsabsicht (keine Entnahmen) tätigen würden, sondern ausschließlich zum Wohl der Versicherten wirtschaften würde. Rund 1.000 Euro beträgt die Durchschnittrente eines der angeschlossenen Mitglieder, die von der Soka eine Rente von weiteren 100 Euro „Zusatzversorgung“ erwarten können. Auf dem Rücken der Mieter des Beckersbergringes möchte man hinzufügen…

Auch im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde mehr als deutlich: Hier geht es nicht um Menschen, um Schicksale und Lebensentwürfe, hier geht es um RENDITE – also die angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals (erwirtschaftet aus Zwangsbeiträgen der Baubeschäftigten).

Da kann man schon mal zittern vor Wut und Enttäuschung, oder wie Gordon Gecko im sehenswerten Film „Wall Street“ vorgehalten wird: Hinter wievielen Booten wollen Sie noch Wasserski laufen? Es wurde jedenfalls merklich ruhiger je mehr von den Maximalentwürfen publik wurde, die ja bereits den Fraktionsvorsitzenden vor Monaten (!) präsentiert worden sind:

Eine Bebauung, die nach Ansicht eines Zuhörers eher nach Hamburg-Allermöhe paßt, aber zumindest großstadttauglich ist. Hier die Eckdaten

  • Mindestens 225 Wohneinheiten
  • Keine Reihenhäuser – zu geringe Rendite
  • Grundflächenzahl, GRZ 0,22
  • GRZ 0,42 mit Tiefgarage
  • Geschossflächenzahl, GFZ 0,76 (!) – Stadtniveau
  • 167 Tiefgaragen- und 126 Pkw-Stellplätze entsprechen einem Faktor von 1,3 (H.-U. verlangt 2)
  • 15 Gebäude – mit bis zu 6 Vollgeschossen schließen fasst zum Wiking Hotel auf – was die Eigentümer davon wohl halten, wenn Ihre Terrasse keine Beschattung mehr bedarf?
  • Abriß in 2020 mit anschließender 2-3 Jahre Bauzeit – was in dieser Zeit mit den Altmietern passiert?
    • Ungeklärte Detailfragen,
    • Einzelschicksale.

Unnachahmlich charmant die Argumentationen des Herrn Schneider:

  1. Alternative,
    wenn die Pläne nicht durchgehen: Verkauf an einen Investor – dann können wir auch gern mitbieten. Der Meistbietenden erhält den Zuschlag. Turbokapitalismus pur. Soziale Verantwortung für ein von Gesetzgeber weitgehend gefördertes Unternehmen? Fehlanzeige.
  2. Gartzweiler II
    Ein wunderschöner Vergleich – hier wurde ein ganzes Dorf aufgegeben für den Braunkohle-Tagebau  – allerdings mit entsprechenden Umzugsbeihilfen und großzügigen Entschädigungszahlungen (und politischer Legitimation).

Nun muss man sich in der Gemeinde fragen – sind wir erpressbar? Haben wir nicht bereits genug zur Renditeerwartung der Soka beigetragen durch die überhöhte Mietzahlung für freiwerdende Reihenhäuser?

Und die Politik muss sich fragen lassen: Warum wird die Zusage einer „Sozialkomponente“ auch nach zwei Jahren (!) der Ungewissheit nicht eingefordert? Was der Bürgermeister – oder besser Investorenmeister, Stefan Bauer, mangels Verhandlungsgeschick „vergaß“ sollte schnell nachgeholt werden. 50 Familien, Lebensentwürfe sind bereits mangels gemeind(e)schaftlicher Solidarität einfach gegangen – und die Soka klatscht in die Hände, wieder eine

  • Umzugsbeihilfe
  • Ablöse

gespart.

Man kann unterschiedlicher Meinung zu den Plänen der Soka sein – das aber Fakten durch den Bürgermeister geschaffen wurden – und der Investor gerne zugreift ist ziemlich einmalig. Bezahlte Entmietung noch vor politischer Willensbildung. Vor Erstellung eines B-Planes, vor Angeboten für Auszugswillige, die sich diesen Stress nicht antun wollen. Ein Totalversagen der Gemeinde – und nicht lachen, vielleicht ist Morgen schon Ihre Nachbarschaft im Fokus eines Investors!

 

Allgemeiner Tenor der Altmieter: Dann wird der 6.te Bürgerentscheid auf den Weg gebracht werden müssen – das sollte den Verantwortlichen/Entscheidungsträgern zu denken geben.

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